Farbsacktrennsystem: ein Blick in die Zukunft
Die Stadt Bern wird diesen Herbst noch kein Farbsacktrennsystem haben. Für uns als Immobilienverwalterin ist das weder ein Grund für Häme noch für Aufregung. Wir kennen und praktizieren bereits heute die verschiedensten Arten der Entsorgung.
Es sollte der Paradigmenwechsel im öffentlichen Entsorgungswesen der Stadt Bern werden: das sogenannte Farbsacktrennsystem. Statt wie bisher nur Kehricht und Grüngut direkt bei Haushalten einzusammeln und die restlichen Wertstoffe in zentralen Sammelstellen, sollte nun alles vor der Haustür entsorgt werden. Glas, Alu und PET sollten in verschiedenfarbigen Säcken sortiert und in Containern gesammelt werden, Papier und Karton in eigenen, Kehrichtsäcke in weiteren. Doch über einen Pilotversuch kam das System nicht hinaus. Nach wie vor gibt es rechtliche und praktische Bedenken; die auf Herbst 2023 angesetzte Einführung wird wohl nichts.
Interesse, aber noch kein Handlungsbedarf
Als Verwalterin von vielen Mehrfamilienhäusern haben wir die Aufgabe, auf solche Veränderungen zu reagieren. Bisher haben wir das Farbsacktrennsystem allerdings vor allem beobachtet. Zwar haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Farbsacktrennsystem in der Pilotphase erlebt und damit auch die praktischen Probleme seiner Einführung: sehr viele Säcke, die privat beschafft werden müssen, wenig Platz in den Säcken und für Containern, gerade vor Stadthäusern. Aber die Eigentümerinnen und Eigentümer, deren Immobilien wir verwalten, haben wir mit diesen vorläufigen Erkenntnissen nicht behelligt. Es gab schlicht noch keinen Handlungsbedarf.
In Bern West nichts Neues
Nun ist es nicht so, als sei die Entsorgung direkt bei einer Liegenschaft komplett neu. Bei grösseren Überbauungen wird schon länger der Bau einer zentralen Sammelstelle empfohlen. Wir verwalten solche Immobilien. Ein Beispiel ist das Tscharnergut, wo im Rahmen einer Sanierung schon vor einigen Jahren eine sogenannte Unterflur-Sammelstelle eingerichtet wurde. Auch im Neubauquartier von Bern-Brünnen, wo Dr.Meyer Immobilien diverse Wohnhäuser verwaltet, wurde eine solche Sammelstelle erstellt. Was ebenfalls bereits in vielen grösseren Immobilien Standard ist: zentrale Containerabstellplätze, die von einer Abwartin oder einem Abwart kontrolliert und bewirtschaftet werden. Man könnte sagen: Die Zukunft ist bereits da.
Entsorgung ist (auch) unsere Aufgabe
Wir verfolgen die Einführung des Farbsacktrennsystems weiter gespannt. Die Stadt Bern wäre damit Pionierin in der Schweiz. Wobei: Die Entsorgung wird damit für einige Menschen nicht neu erfunden, wie unsere Beispiele oben zeigen. Die Entsorgung gehört zu den Dingen, die bei uns in der Schweiz als selbstverständlich gelten. Gleichzeitig ist sie eine Aufgabe, die auf mehreren Schultern lastet: Auf jeder und jedem Einzelnen, auf der öffentlichen Hand – und auch auf Immobilienverwaltungen, die durch organisatorisches Know-how dabei helfen, dass unser Abfall an den richtigen Ort kommt. Ob es nun ein Container oder ein farbiger Sack ist.